Jörg Hartwig
Im Dorf Essoyes in der „Aube en Champagne“ treffen Champagner und Kultur aufeinander. Ich habe einen Tagesausflug unternommen um dort auf den Spuren des berühmten Malers Pierre-Auguste Renoir zu wandeln.
Meine erste Anlaufstelle ist das Kulturzentrum „Du Côté des Renoir“. Das hat vor kurzem einen außerordentlichen Versuch durchgeführt. Aus zehn Champagnerkellereien wurden spezielle Champagner ausgewählt, die ganz im Einklang zu Gemälden des Meisters des Impressionismus stehen. Man ist eben in der Champagne und hat originelle Ideen!
Renoir-Jahr 2017
Ich schlendere durch die Ausstellung und bin besonders von einer Filmvorführung über das Leben des Malers beeindruckt. Mit dieser Besichtigung habe ich schon alle Informationen um die Spuren Renoirs in Essoyes ausfindig machen zu können. Und mein Besuch ist ein wahrer Glücksfall, denn ich wusste nicht dass das Departement Aube 2017 als Renoir-Jahr erklärt hat! Da sind alle Sehenswürdigkeiten in Bezug zum Maler natürlich besonders herausgeputzt, und ich würde sogar das Wohnhaus Renoirs besichtigen können, dass erst im Juni für Besucher geöffnet wurde.
Der Maler und Essoyes
Pierre-Auguste Renoir (1841-1919) traf Aline Charigot, als er in Paris arbeitete. 18 Jahre jünger als er, verkörperte sie sein Ideal weiblicher Schönheit. Aline wurde erst Modell, später Ehefrau des Malers und taucht auf vielen seiner Bilder auf. Aline stammte aus Essoyes in der Champagne. Renoir war bezaubert von dem Dorfleben, dem Frieden und der Schönheit der Umgebung. Das Paar kam jeden Sommer nach Essoyes. 1896 baute Renoir dort ein Haus und später im Garten ein Atelier, wo er in Ruhe arbeiten konnte. Es war ihr beider Wunsch, in Essoyes begraben zu werden.
Letzte Ruhestätte
Mein Weg führt daher zum Friedhof des Dorfes. Dort finde ich das Grabmal mit einer Büste des Malers. Es ist ein ergreifender Moment. Die Kinder des Künstlers ruhen hier ebenfalls. Nur leises Vogelgezwitscher, sonst völlige Stille.
Das Atelier
Beim Mittagessen im Restaurant „Les Berges de l’Ource“, begegne ich einer Engländerin, einem asiatischen Paar und ein Auto mit Hamburger Kennzeichen steht vor der Tür. Renoir scheint ein internationaler Tourismusmagnet zu sein. Ein ausgeschilderter Fußweg führt von der Dorfmitte an den Ateliers heutiger Künstler vorbei zum Atelier des großen Meisters. Nach einem Eingangsgebäude folgt ein Blumengarten, dessen Anlage von Renoirs Gemälden inspiriert ist. Das Atelier des Künstlers ist natürlich auch sehr beeindruckend. Es sind nicht unbedingt die ausgestellten Gemälde, die es ermöglichen dem Künstler nahe zu kommen. Besonders haben mich der Rollstuhl Renoirs berührt und auch die Farbpaletten und eine an den Künstler adressierte Kiste.
Das Wohnhaus ist jetzt für Besucher geöffnet
Jetzt steht der Höhepunkt meines Besuches bevor. Das Wohnhaus Renoirs ist seit Juni für Besucher geöffnet. Es ist aber kein staubiges Museum. Die Wohnräume sind wieder wie im 19. Jahrhundert hergerichtet. Man fühlt sich in eine andere Epoche zurückversetzt und erwartet beinahe, dass der Meister plötzlich seinen Wohnraum betritt. Zum Glück sind die Besucher heute nicht so zahlreich, und ich kann mich ungestört meinen Träumereien hingeben. Ich nehme mir vor, meinen nächsten Ausflug nach Troyes zu unternehmen, wo in diesem Jahr eine Gemäldeausstellung über den „anderen Renoir“ zu sehen ist.
Täglich von 10 bis 12 Uhr 30 und von 13 Uhr 30 bis 18 Uhr geöffnet. Die Kasse im „Espace Renoir“ schließt um 16 Uhr 30.



