Ein zweiseitiges Museum
Die Rue de Vauluisant ist vielleicht nicht die attraktivste Straße von Troyes, sie jedoch links liegen zu lassen, wäre eine wahre Schande. Das unweit vom Musée de l’outil et de la pensée ouvrière und gegenüber der Saint Pantaléon-Kirche liegende Vauluisant-Museum ist eine wahrhaftige Gedenkstätte und ein Ort des Kulturerbes der Champagne. Die Geschichte wird uns beim Besuch eines zweiseitigen Museums erzählt: unser künstlerische Reichtum steht gekonnt in enger Verbindung zur Welt der Trikotage.
Der Garten der Färber
Kaum habe ich den Ort erreicht, tauche ich bereits völlig ein. Ich betrete den kleinen Eingangshof und entdecke die wundervolle Fassade und verstehe, weshalb dieses Monument unter Denkmalschutz steht. Der Eindruck, sich vor einem großen Gutshaus zu befinden, wird durch den Pflanzengarten verstärkt, wo uns Pflanzen wie die „Eryngium Campestre“, „Rubus Fruticosus“ und „Tagete Patula“ zu verzaubern wissen. Es hat nichts mit Magie zu tun, selbst wenn diese allgegenwärtig ist und Kindern zweifelsohne besonders viel Freude machen wird. Nein, Sinn dieser Anlage ist es, uns die Rolle der Pflanzen beim Färben zu erklären. Kleine Anekdote am Rande: die Wurzel der Färberröte ergibt ein kräftiges Rot, während die Blätter der Indigopflanze eine blaue Färbung ergeben. Der Eintritt ist frei, zögern Sie also nicht länger.
Weiter geht es mit einem herzlichen Empfang, der mich in diesem Museum wie auch auf dieser Strecke erwartet. Zuerst aber muss man die zwei Etagen des Museums nach oben gehen, um sich anschließend erneut zurück zum Erdgeschoss führen zu lassen: in den Himmel hinaufsteigen, um schließlich erneut mit beiden Füßen auf dem Boden zu stehen? Ja, genau so habe ich die Besichtigung empfunden: eine prächtige Reise durch die Zeit.
Aube, ein Hort der Kunst im 16. Jahrhundert
Der erste Saal zeigt sich sehr bereichernd, da er diverse Fragmente der architektonischen Geschichte der Aube aufweist. Medaillons, Türsturzverzierungen und verzierte Balkenenden sowie Säulen, die meistens aus Häusern von Troyes zur Renaissancezeit stammen… und all das tut sich vor uns auf! Obendrein werden in einer Vitrine Werkzeuge aus der damaligen Zeit ausgestellt, die für die Holzschnitzerei und Bildhauerei notwendig waren: Holzhammer, Zahneisen, Stemmeisen, Hohlmeißel… Man kann sagen, dass der Beginn dieser Besichtigung in die Tiefe geht! Weiter geht es in einen zweiten Saal, der Gemälden gewidmet ist.
Es handelt sich fast immer um Gaben mit religiösen Szenen, wie das „Letzte Abendmahl“, das Jesus letzte Mahlzeit vor dem Verrat durch Judas darstellt. Mein Blick blieb am Triptychon zum Leben der Jungfrau und am Polyptychon hängen, das die Stationen der Passion Christi erzählt. Alles ist perfekt in den beschreibenden Teilszenarien detailliert, die die Werke ergänzen. Nicht zu übersehen ist ein großer Kamin mit einer Abbildung von Maria Verkündigung.
Ich setze meinen Weg fort auf dem empfindlichen und knarrenden Parkett, um mich in einem kleinen, dunkleren und bläulichen Saal einzuschließen. Zweifelsohne werde ich mehr über Bleiverglasung erfahren: Grisaille-Technik, Blei, Email, Farben, dekorative Einfassungen… Alles ist über die Porträts von Grafen, Heiligenwappen und Glasfenster erklärt, die Kampfszenen darstellen. Um es gleich vorweg zu nehmen: man wird hier sicherlich nicht zu einem Fachmann zum Thema Bleiverglasung, dennoch aber ist dieser Bereich eine willkommene Ergänzung der Besichtigung.
Mit Holzschnitzereien und mehrfarbigem Stein geht die Besichtigung der ersten Seite des Museums zu Ende. Nach wie vor mit religiösen Konnotationen zeigt man uns eine Vielzahl an Skulpturen: von einfachen Büsten bis hin zu umfangreichen Werken. Die Rundskulpturen, Wandreliefs und Hochreliefs passen sich harmonisch aneinander an. Ich habe den Besuch genutzt, um mein Vokabular aufzubessern. Das alles lässt mich bei weitem nicht kalt!
Die Geschichte der Trikotagen
Dies ist der Teil des Museums, der mich am meisten interessierte. Es geht nach wie vor um Erinnerungsarbeit, da die Trikotage im 18. Jahrhundert die Aktivität par excellence in Troyes darstellte. Wir sind auf unser Know-how stolz und versuchen, dieses trotz der aktuellen wirtschaftlichen Situation aufrechtzuerhalten (siehe Schließung von Doré Doré in Fontaine les Grés Ende 2011). Hier erhält man die Gelegenheit, in die wunderschöne Geschichte der Trikotagen von A bis Z einzutauchen: die Entstehung von Wirkwaren, ihr Export in den Orient, die Entwicklung der Trikotagen in der Aube… Hier stellt sich die Theorie der Praxis gegenüber (mit den Augen selbstverständlich!). Und das offensichtlichste Beispiel ist diese Nachbildung einer Heimwerkstätte, die eines der Mittel darstellte, der Krise entgegenzuwirken. Darüber hinaus wird uns eine ganze Reihe an Berufen vorgestellt, wie jener des Emailleurs und des Strickers, Tätigkeiten aus den Bereichen Wirkwaren und Zuschnitt und die Arbeiten am Tambour und an Spulmaschinen. Zwei Schulen, Vitos und vor allem Lebocey, werden im Rahmen der Nachbildung der industriellen Ausstellung von 1860 in Troyes in den Vordergrund gestellt. Die beeindruckenden Maschinen versetzen einen ins Staunen!
Nachdem alles von Anfang bis Ende gut organisiert ist, sind die Vitrinen mit Unterröcken, Wämsern, Boleros und Schlafmützen (natürlich!) erst zu Ende der Besichtigung zu sehen. Bewundernd sehe ich mir diese qualitativ hochwertigen Arbeiten an.
Der einzige kleine negative Punkt dieses Teils: normalerweise wird manchmal ein kurzer Film gezeigt, der es erlaubt, die Geschichte der Trikotage besser zu verstehen, der jedoch zum Zeitpunkt meines Besuches nicht ausgestrahlt wurde. Vermutlich war dies Absicht, damit ich wiederkomme… und darauf können sie zählen!
Zusammenfassung
Ich hatte mir ein kleines und anspruchsloses Museum erwartet, aber ich hatte mich nicht wenig getäuscht. Obgleich es zum Zeitpunkt meines Besuches quantitativ ehr leer war, zeichnete es sich durch Qualität aus. Man kann sich in jeder Altersstufe kultivieren und in die Vergangenheit eintauchen, weshalb ich das Vauluisant-Museum nur jedem ohne zu zögern empfehlen kann.
Einige praktische Informationen:
Eintritt: Erwachsener: 3 €
Gruppe (mehr als 12 Pers.): 2 € pro Person / Eintritt frei: unter 18 Jahren – Stundenten unter 25 Jahren – Arbeitslose + 1. Sonntag jedes Monats + siehe Zeitraum unten*
Öffnungszeiten: vom 1. April bis 31. Oktober: von Mittwoch bis Sonntag10h – 13h / 14h – 18h, vom 1. November bis 31. März (Eintritt frei*): von Mittwoch bis Sonntag 10h – 13h / 14h – 17h
Jardin éphémère des Hotels Vauluisant, jedes Jahr vom 1. Mai bis 31. Oktober.
Weitere Informationen zum Museum